Die Höchster Grünen-Fraktion spricht sich gegen einen großen REWE-Center im Gewerbegebiet Aue aus. Gesichert werden sollte stattdessen die wohnortnahe Versorgung in Höchst, Breuberg und Lützelbach. Sie reagiert damit auf eine Landesplanerische Voranfrage zur Abweichung von den Zielen des Landesentwicklungsplanes Hessen 2020, gestellt von der Investorengruppe BSM aus Darmstadt. Deren Vorhaben: der Umbau des REWE-Marktes zu einem REWE-Center.
“Priorität hat für uns als Grünen-Fraktion die gute wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung – im Kernort und den Ortsteilen von Höchst,” so deren Sprecherin Maline Thierolf-Jöckel. Wir sehen in der Gemeinde Höchst den Bedarf für einen Lebensmittelvollsortimenter in der Aschaffenburger Straße auf dem ehemaligen CAP-Gelände, der eine Lücke in der Versorgung schließt und der zur Belebung des Ortszentrums und den dort angesiedelten Einzelhandelsgeschäften beitragen wird”, betont die Fraktionssprecherin. Ansonsten bestehe eine gute wohnortnahe Versorgung in Höchst.
Der Ergänzungstext der Beschlussvorlage hat nach Ansicht der Grünen den Charakter eines Appels, einer Bitte ohne irgendeine Verpflichtung, dieser nachzukommen. Bürgermeister Jens Fröhlich hat im Ausschuss erläutert, dass die Gemeinde aktuell einen städtebaulichen Vertrag mit der Investorengruppe Biskupek, Scheinert, Moog, kurz BSM, für dieses Bauprojekt in der Aschaffenburger Straße erstellt. Für die Grünen ist keineswegs sicher, dass dieser Lebensmittelvollsortimenter-Markt überhaupt gebaut wird. Wird der Markt realisiert, hat dieser die notwendige Verkaufsfläche von knapp 1200 m2 oder liegt deutlich darunter? Wird auf die berechtigten Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner Rücksicht genommen? Wird der Markt dann auch mindestens 15 Jahre als Lebensmittelvollsortimenter für die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung bestehen bleiben? Welche Garantien gibt es dafür im Rahmen des städtebaulichen Vertrages? Sind hohe Vertragsstrafen vereinbart im Fall der Nichterfüllung?
Der geplante REWE-Center als großflächiges Einzelhandelsvorhaben verletzt die Ziele und Grundsätze des Landeentwicklungsplanes Hessen, deshalb stellt die Investorengruppe BSM die Landesplanerische Voranfrage: Der aktuelle REWE-Markt ist für ein Unterzentrum bereits sehr groß dimensioniert. Zurzeit sind in dem Sondergebiet im Gewerbegebiet Aue maximal 2.250 m2 für den Lebensmittelvollversorger mit Backshop und Getränkemarkt zulässig. Geplant ist ein Center mit 3.280 m2 Verkaufsfläche. Mit Jysk verliert Höchst einen Möbelfachmarkt und bekommt einen überdimensionierten REWE.
Natürlich kann der bestehende REWE-Markt im Rahmen des Bebauungsplanes dieses Sondergebietes modernisiert werden – mit Anbauten und Umbaumaßnahmen. Das hat ALDI in Höchst vor einigen Jahren bereits auch getan, dieser hat sich auf Anpassungen im Bestandsgebäude beschränkt.
“Die Kaufkraft in der Region wird nicht steigen. Dieser geplante REWE-Center würde Kaufkraft abziehen – aus der Ortsmitte von Höchst und aus den Nachbarkommunen – insbesondere Breuberg und Lützelbach, aber auch Bad König”, so Thierolf-Jöckel. Ob dann der geplante innerörtliche REWE-Markt langfristig betrieben werden könne, zweifelt die Fraktion an. Zudem haben REWE-Center im Vergleich zu REWE-Märkten einen deutlich größeren Non-Food-Bereich und Shops von Konzessionären im Eingangsbereich, was die Existenz von bestehenden Fachgeschäften in Höchst und den Nachbarkommunen gefährden könnte. Es geht nicht nur um Textilien und Schuhe, Zeitungen und Zeitschriften oder Blumen und Pflanzen, sondern auch um Heimwerkerbedarf und vieles mehr.
Die von der BSM-Investorengruppe beauftragte Auswirkungsanalyse der GMA (Gesellschaft für Markt – und Absatzforschung mbH) weist aus Sicht der Grünen Widersprüche und Lücken auf. Beispiel: So werden die Lebensmittelmärkte Bereket in der Bahnhofstraße und Atlas in der Erbacher Straße in Höchst nicht mit ihrer Verkaufsfläche benannt und somit ihre Bedeutung als Nahversorger für einen Teil der Bevölkerung in der Kerngemeinde nicht berücksichtigt. Einerseits wird die Konkurrenzsituation des Vorhabens mit einem geplanten EDEKA-Supermarkt in Breuberg und mit zwei EDEKA- und REWE-Märkten am Nordrand von Bad König beschrieben. Gleichzeitig wird „keine negative Umverteilungswirkung für Breuberg und Lützelbach sowie Bad König“ durch den REWE-Center prognostiziert. Die würde es aber geben und die wohnortnahe Versorgung insbesondere in Breuberg gefährden, wenn der geplante EDEKA-Markt in Rai-Breitenbach nicht langfristig betrieben werden kann.
Die CDU-Fraktion hat im Ausschuss erklärt, dass ein REWE-Center Höchst auf dem Weg zum Mittelzentrum voranbringen würde. Das Gegenteil ist nach EinscShätzung der Grünen der Fall: Da Höchst allein keine Chancen hat, zum Mittelzentrum aufzusteigen, braucht es einen Zusammenschluss mit Nachbarkommunen wie der Stadt Breuberg. Deren städtische Gremien wurden im Vorfeld nicht gefragt und werden sich sehr wahrscheinlich gegen einen REWE-Center aussprechen. Höchst als Teil der Unterzent ist aber auf eine gute interkommunale Zusammenarbeit mit Breuberg, Lützelbach und Bad König dringend angewiesen.
Verwandte Artikel
Haushalt 2025 – von Bäumen, 30er-Zonen und Solaranlagen bis zum Brandschutz
Nachfolgend die Rede der GRÜNEN-Fraktion zum Haushalt 2025 vom 20. Januar in der Gemeindevertretung Höchst. Investitionen in Digitalisierung und Kitas, Ortsmittelpunkte und Treffpunkte, Begrünung und sichere Verkehrswege, Solaranlagen und kommunale…
Weiterlesen »
Grüne lehnen Bebauungsplan für CAP-Gelände ab
Stellungnahme der Grünen-Fraktion in der Gemeindevertretung Höchst zum Vorentwurf 6. Änderung Bebauungsplan Aschaffenburger Straße – Frühzeitige Beteiligung Öffentlichkeit Vorgeschichte: Wir Höchster Grüne sprechen uns seit Jahren deutlich für die Errichtung…
Weiterlesen »
Zukunft der Jugendbildungsstätte Kloster Höchst gesichert
Die Höchster GRÜNEN freuen sich, dass das Tagungshaus Kloster Höchst ab Januar 2025 verpachtet wird und ein Verkauf des innerörtlichen, historisch bedeutsamen Gebäudekomplexes damit abgewendet werden konnte. Am Samstag (27.4.)…
Weiterlesen »